Der Norden Schottlands ist geprägt von weiten Moorlandschaften und zum Teil von wunderbaren Laub- und Nadelwäldern. Berühmt ist die Gegend vor allem aber auch für ihre zerklüftete Landschaft mit ihren vielen Lochs, so wie die Seen hier genannt werden. Eines dieser Lochs ist wohl das berühmte Loch Ness, doch wer sich allein damit zufrieden gibt, verpasst meiner Ansicht nach noch viel schönere Lochs der Gegend. Mein Favorit? Das Loch Duitch worüber das berühmte Eilean Donan Castle thront - für mich definitiv ein Highlight. Noch dazu bietet der Besuch dieses Lochs gleichzeitig eine gute Mölichkeit weiter entlang des Loch Alsh und bis zur berühmten Isle of Skye zu gelangen.

EIN ABENTEUER OHNE FILTER
Auf Syke befinden sich viele zauberhafte Orte, unter anderem auch der Old Man of Storr. In einem früheren Blogpost habe ich diesen sehr bekannten Landschaftsstrich der Insel als Obelix Hinkelstein bezeichnet, weil er mich an genau das erinnert und tatsächlich ist die Ähnlichkeit kaum zu leugnen. Gut, es ist ein sehr grosser Hinkelstein, doch das ändert nichts an seiner doch sehr verdächtigen Form.

Als ich vor ziemlich genau zwei Jahren zum letzten Mal in Schottland war, habe ich mit meinen Lieben das erlebt, was ich gelegentlich als "Abenteuer ohne Filter" bezeichne. Ihr wisst schon, eines dieser Erlebnisse, das wohl keine Bilder für den nächsten Reisekatalog hergibt, einem dafür aber so viel mehr gibt, als das schönste Urlaubsheft es je könnte. Um ehrlich zu sein sind das für mich oftmals die echtesten Erlebnisse. Eine Echtheit, die mir im Internet und vor allem auf Reiseblogs viel zu oft fehlt.

Natürlich liebe ich schöne Urlaubsbilder, doch gerade wenn man sich spontan in ein Abenteuer begibt, hat man nicht immer Zeit beim "richtigen" Wetter am pefekten Ort aufs passende Licht zu warten um ein Foto zu schiessen, das im nächsten Hochglanzheft erscheinen könnte.

THE OLD MAN OF STORR
Nun, meine Reise zur Isle of Skye im nordwesten Schottlands war so ein Abenteuer. Eines, das ungeplant vonstatten ging und so bestimmt von keinem Reisemagazin veröffentlicht würde, erst recht nicht mit den Bildern, die ich davon mit Nachhause gebracht habe. Doch genau dieser spontane Entscheid den Old Man of Storr aufzusuchen, den Berg voller Matsch und trüber Umgebung zu erklimmen, genau das macht dieses Erlebnis so wertvoll.

Damals haben wir uns noch am Ankunftstag auf der Insel auf Erkundungstour begeben und als wir am Fuss der berühmten Felsformation standen, konnten wir es einfach nicht lassen. Obwohl wir absolut unvorbereitet dort standen, noch nicht mal die Wanderschuhe mit dabei hatten, wollten wir es wissen. Klar, als Schweizer kann einem so ein bisschen Berg nichts anhaben. Trotzdem, mein persönliches Ziel, nämlich ganz oben zu stehen um diese berühmte Aussicht zu geniessen, habe ich bei der damaligen Reise nicht erreicht.

Nach gut einer Stunde bergauf, gelangten wir zur berühmten Felsformation. Um das perfekte Foto schiessen zu können, hätten wir jedoch nochmals etwa eine Stunde weiter hoch gehen müssen. Der Wind blies noch immer stark, die Wolken hingen tief, sodass wir nicht wussten ob wir überhaupt etwas sehen würden. Noch dazu kam, dass wir anhand der spontanen Entscheidung den Old Man of Storr zu erklimmen leider nicht die richtigen Schuhe mit dabei hatten. Ein amerikanisches Päärchen, welches uns entgegen kam bestätigte, dass wir weiter oben mit diesen Schuhen zu sehr im Matsch einsinken würden, weshalb wir schweren Herzens die Rückkehr antreten mussten.

Nun, auch das gehört eben manchmal zu spontanen Abenteuern mit dazu. Mein Bild, das ich mir insgeheim schon im Kopf ausgemalt hatte, würde dieses Mal wohl nicht entstehen. Etwas enttäuscht war ich auf den ersten Moment natürlich schon. Wenn ich jetzt, zwei Jahre nach diesem Ausflug an diesen Tag zurückdenke, muss ich allerdings schmunzeln. Wir haben gemeinsam etwas erlebt, was kein noch so gutes Foto hätte einfangen können. Wir haben gemeinsam beim Erklimmen des steilen Weges gekeucht, wir haben zusammen gelacht uns ein bisschen gemeinsam darüber genervt es nicht bis ganz nach oben geschafft zu haben und wir haben uns darüber amüsiert alle dieselbe, zerzauste Frisur abbekommen zu haben. Fotos gab es natürlich trotzdem, nur eben ungefiltert und äusserst authentisch.


Mir persönlich ist Authentizität sehr wichtig, nicht nur während meiner Reisen, auch hier auf dem Blog. Manchmal spielt das Wetter nicht mit, man ist vielleicht nicht zum richtigen Zeitpunkt dort oder hat, wie wir damals ganz einfach nicht die richtige Ausrüstung mit dabei. Doch das alles is im Grunde genommen ohnehin nebensächlich, zumindest dann wenn man bereit ist den Moment voll und ganz zu geniessen.

Erlebnisse wie diese erinnern mich dafür immer wieder daran, dass es mehr als nur eine Seite zu betrachten gibt. Dieses Abenteuer hat uns durch eine sagenumwobene Landschaft geführt, durch die Natur, die sich uns keinesfalls anpassen wird und das ist auch gut so. Solche Ausflüge bieten einer Künstlerseele und einem Fotoheini wie mir die Gelegenheit nicht immer etwas erschaffen zu müssen, sondern inne zu halten und zu geniessen. Während meinem Aufstig auf den Old Man of Storr habe ich gelernt, dass nicht das perfekte Urlaubsfoto dieses Abenteuer so wertvoll macht, sondern das, was in diesem Moment alles auf mich gewirkt hat. Der Wind, der Regen, das gemeinsame Abenteuer - ich habe mit allen Sinnen erlebt und ich habe mich so richtig lebendig gefühlt. Ein Gefühl, das kein Foto vermitteln kann.