Eines Tages, ich kann mich noch gut erinnern – ich musste zwischen 11 und 13 Jahre alt sein - drehte ich mich während der christlichen Messe zu meinem Vater und fragte ihn leise: „Du Papa, warum heisst es denn Gott sei im Himmel und nicht etwa bei uns?“, er schaute mich an, lächelte und sagte: „Das sagen nur die, die ihn noch nie direkt gespürt und gesprochen haben. Doch Gott ist überall und in allem.“ Zufrieden mit seiner Antwort, widmete ich mich wieder der Predigt des Pfarrers. Wenn ich heute daran zurückdenke, dann muss ich sagen, eine bessere Antwort hätte man mir nicht geben können, denn was mein Vater mir sagte, war genau das, was ich schon lange gespürt hatte. Ich glaube, das war der Moment in dem ich unbewusst beschloss selbst auf die Suche zu gehen, meine eignen Erfahrungen zu machen. Nun, der Rest ist Geschichte, denn wie ihr wisst gehöre ich heute nicht mehr dem Christentum an.

Auch wenn mich heilige Stätten, unter anderem auch Kirchen aller Art bis heute faszinieren, und insbesondere auch die Sagen der Schutzheiligen meines Heimatdorfes, so habe ich schon vor über fünfzehn Jahren meinen eigenen, ganz persönlichen spirituellen Weg zu gehen begonnen. Heidentum, oder vielleicht mit einem weniger wertenden Begriff ausgedrückt, Naturspiritualität, bedeutet für mich Freiheit. Die Freiheit zu suchen, zu lernen, zu erfahren, die Freiheit mir ein eigenes Weltbild zu machen und so zu leben, wie es sich für mich richtig anfühlt. Eine dieser Freiheiten ist es den Göttern überall und zu jeder Zeit begegnen zu können.

Heute kann ich das problemlos und brauche dafür weder Vermittler noch heiligen Tempel jeglicher Art. Wenn mir danach ist, dann suche ich einen besonderen Ort auf, wenn nicht, dann ist das auch nicht weiter schlimm, denn Zuhause, oder bei einem Spaziergang geht es genauso gut. Ich glaube viel wichtiger ist für sich selbst herauszufinden, was sich für einen stimmig anfühlt. So sehen meine tiefsten Gespräche mit Göttern manchmal nach nichts besonderem aus, aber das ist nicht weiter schlimm, denn wichtig ist nicht wonach es aussieht, wichtig ist, was daraus hervorgeht.