Schon seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema Atem. Sei es in meiner täglichen Meditation und Achtsamkeitspraxis, oder aber durch die sogenannte Trance-Atmung. Für mich ist achtsames Atmen, egal welcher Richtung, etwas unheimlich Spannendes, bei dem man – oder zumindest ich – niemals ausgelernt hat. 
Wenn Du etwas mit dem Atem tun kannst, wirst du dich plötzlich der Gegenwart zuwenden. Wenn Du etwas mit dem Atem tun kannst, wirst Du die Quelle des Lebens finden. Wenn Du etwas mit dem Atem tun kannst, wirst Du Zeit und Raum transzendieren. Wenn Du etwas mit dem Atem tun kannst, wirst Du in der Welt sein und auch jenseits von ihr.” - Osho
Jeder Mensch weiss, wir brauchen Luft zum atmen und wir brauchen unseren Atem zum leben. Doch wie oft geht der Atem in unserem Alltag unter? Wie oft atmen wir unbewusst? Oder andersrum, zum Glück funktioniert unsere Atmung im Normalfall auch in unbewusstem Zustand, ansonsten wäre das eine ganz schön grosse Herausforderung für uns ... hui! Doch in manchen Situationen, in manchen Phasen unseres Alltags ist es wertvoll, wenn wir uns unserer Atmung bewusst werden.

Richtiges Atmen hilft uns dabei unseren Körper gesund zu halten, aber auch unsere Psyche und unseren Geist. Durch den Atem können wir ausserdem Stress bewältigen, unseren Kreislauf regulieren, ja er kann uns sogar dabei helfen die Verdauung anzuregen.

Das Pranayama der Yogis

Einer der wohl bekanntesten Begriffe was meditatives Atmen angeht ist wohl das Pranayama (Prana = Lebensenergie, Ayama = Ausdehnung). Unter Pranayama verstehen Yogis bestimmte Atemübungen ihrer Tradition, die nicht nur dazu dienen sich besser auf ihre Yogahaltungen fokussieren zu können, sondern vor allem auch dabei hilf diese wertvolle Lebensenergie in sich aufzunehmen, sich mit ihr zu verbinden. Oft unterschätzt hingegen, werden die Pranayamas in Europa, wo in Yogaschulen gerne ein viel stärkerer Fokus auf die Asanas, also die Yogahaltungen oder auf die Entspannungsübungen, die Shavasanas gelegt wird. Das ist schade, denn wie wir atmen hat, wie eben schon beschrieben, nicht nur Einfluss auf unseren Körpfer, sondern auch auf unsere Psyche und unseren Geist.

Weiteres zum Thema Pranayama findest du hier.


Trance-Atmen

Allerdings gibt es auch andere Atemtechniken, wie sie in einigen schamanischen Traditionen, wie zum Beispiel von peruanischen Schamanen, genutzt werden um sich in einen anderen Bewusstseinszustand zu versetzen und so auf Schamansiche Reise gehen zu können. Eine modernisierte Version davon ist zum Beispiel das von Stanislav Grof entwickelte Holotrope Atmen, welches einem rituellen Ablauf folgt und den Praktizierenden dabei unterstützt einen veränderten Bewusstseinszustand herbeizurufen.

Weitere Infos zum Thema Holotropes Atmen

Der Atem und die Spiritualität

Er ist notwendig um zu erschaffen, denn neben der Erhaltung unseres Körpers ist er auch symbolisch als Lebensodem oder Lebensatem ein wichtiger Aspekt. Der Atem symbolisiert unseren Geist, unsere Seele, die mit dem Ausatmen des letzten Atemzuges unseren Körper verlässt und ein neues Abenteuer beginnt. Auch in Ritualen spielt der Atem eine wichtige Rolle, so ist er es, der im magischen Weltbild ist er es, der  als Lebensanker Seele, Geist und Leib miteinander vereint und uns die Kraft gibt Dinge zu verändern.
 

Achtsames Atmen

Die vorangehenden Atemtechniken werden zwar auch sehr bewusst durchgeführt, doch nicht jeder kann etwas mit diesen spirituellen Traditionen anfangen. Achtsamkeit hingegen, obschon deren Lehren ursprünglich der Buddhistischen Lebensphilosophie entstammen, kann auch sehr gut unabhängig von jegwelcher Lebensphilosophie angewandt werden. Sollte es dir schwerfallen dich mit dem Yogi-Lifestyle oder einem schamanischen Weltbild zu identifizieren, dann kann es hilfreich sein sich mit einer rein achtsamen Herangehensweise ans Thema zu wagen. Für mich persönlich ist das bewusste Atmen, egal ob meditativ oder einfach mal ein paar achtsame Minuten am Tag, mittlerweile zu einer wichtigen täglichen Praxis geworden. Ein Moment, in dem ich ganz in meiner Mitte bin. 
 

Atemübung: Achtsamkeitsatmung

Eine Atemübung, die ich besonder gerne mag ist die Achtsamkeitsatmung. Suche dir dabei eine für dich passende Position, an einem Ort an dem du für etwa fünf bis zehn Minuten ungestört bist. Die Position sollte angenehm sein, dich aber auch darin unterstützen aufmerksam zu bleiben. Acht auch darauf, dass dein Brustkorb möglichst offen bleibt, damit dein Atem frei fliessen kann.

Wenn du magst, schliesse deine Augen und beginne deine Aufmerksamkeit bewusst auf deinen Atem zu lenken. Versuche dabei nicht deine Atmung zu steuern, sondern nehme sie einfach wahr, so wie sie derzeit gerade fliesst. Ist der Atem tief, oder eher flach? Wie fühlt es sich an? Versuche die Luft zu spüren, die durch deine Nase oder deinen Mund in den Körper gelangt. Wie ist die Wärme der Luft, was fällt dir sonst noch auf? Bewegt sich dein Bauch beim Atmen? Werde dir der Empfindungen des ein- und ausströmenden Atems bewusst. Vielleicht magst du auch deine Hände auf den Bauch legen um besser spüren zu können wie er sich hebt und wieder senkt. Lass deine Ideen fliessen wie du deine Atmung achtsam wahrnehmen kannst.

Sollten deine Gedanken vom Atem wegwandern, mach dir keine Sorgen. Lass die Gedanken vorbeisreichen und bringe dann deine Aufmerksamkeit wieder zurück zum Atem. Beobachte deine Atmung für eine Weile, so lange, wie es sich für dich richtig anfühlt und wenn du dich entscheidest die Übung zu beenden, nimm noch einmach bewusst drei tiefe Atemzüge bevor du deine Augen wieder öffnest.

Atemrhytmus

Bei der Achtsamkeitsatmung spielen bestimmte Atemrhytmen keine grosse Rolle, da es nicht um bewusstes Lenken, sondern um Beobachtung geht. Aber in vielen Atemübungen ist der Rhytmus der Atmung wichtig. Eine entspannte, tiefe Atmung kann so auch Angstzuständen und Stress entgegenwirken. Welcher Rhytmus für dich der richtige ist, das entscheidest du alleine. Probiere einfach ein paar Möglichkeiten aus. Eine Variante könnte zum Beispiel sein: vier Herzschläge einatmen, zwei pausieren und wieder vier ausatmen, dann wieder zwei pausieren und immer so weiter. Du kannst, wenn du magst, dich auch gerne auf Youtube umschauen, denn da gibt es viele wunderbare Atemübungen und Atemmeditationen.

Atemübung mit Visualisierung
Wenn du deinen Atemrhytmus gefunden hast und du etwas Übung hast, kannst du diesen zum Beispiel auch mit einer Visualisierung erweitern. Du könntest dir zum Beispiel vorstellen, wie die eingeatmete Luft eine besondere Farbe bekommt. Es kann auch eine spezielle Energie oder Stimmung sein, was halt gerade passt. Positives wird eingeatmet (z.B. goldene Farbe), negatives strömt beim Ausatmen aus dem Körper raus (z.B. graue Farbe). Mehr zum Thema Visualisierung findest du in diesem Artikel.

Es gibt viele spannende Möglichkeiten dir deines Atems bewusst zu werden, lass deiner Kreativität freien Lauf und gehe die Sache möglichst spielerisch an.