Was ist Mystik überhaupt? Mystik (griech. mystikó="geheimnisvoll" und myein = Mund oder Augen schließen‘) ist die Fähigkeit mit dem Göttlichen direkt in Verbindung zu treten - ganz ohne "Zwischenmenschen" wie Prieseter oder Gurus, die uns die Botschaft des Göttlichen bringen. Somit sind mystische Erfahrungen solche, die uns tiefe, eben mystische Erkenntnisse bringen. In der Naturmystik speziell geht es darum dieses Göttliche in und durch die Natur direkt wahrzunehmen.

Bis heute eine der wohl bekanntesten Mystikerinnen war Hildegard von Bingen, die eine der bedeutendsten Frauen des Mittelalters war. Sie besass viele Gaben, eine davon war die sogenannter «innere Schau» oder das «zweite Gesicht»  wie es manchmal auch genannt wird und soviel heisst wie, sie hatte die Gabe mehr zu sehen, zu hören und zu fühlen - eben eine Art Gabe für mystische Erfahrungen. 

Auf welche Weise die Mystik erfahren wird und wie wir diese interpretieren, hängt natürlich davon ab wie unser Weltbild geformt ist. Ein christlicher Mystiker wird den direkten Zugang zu Gott finden, während eine naturverbundene Person dem Göttlichen vielleicht eher in einem Baum oder Tier begegnen wird. Am Ende zählt es allerdings immer da, wo es auf Resonanz stösst und das ist in diesem Fall immer tief in unserem Inneren. Im Grunde genommen sind mystische Erfahrungen eine Art achtsames Wahrnehmen, nur eben noch etwas intensiver. Wenn wir unseren Geist öffnen, bereit sind mit neugierigen Sinnen zu erkunden, dann wir das Mystische für uns erfahrbar.

Sich mit der Natur und ihrer Weisheit verbinden

Wann immer ich mich der Naturmystik bewusst hingeben möchte, dann suche ich mir einen Ort im Wald, am Wasser oder auf einer schönen Wiese – einfach ein Ort an dem ich möglichst ungestört bin. Ich mache es mir bequem und beginne zu entspannen. Dann lausche als erstes den Geräuschen, die mich umgeben. Manchmal ist es dabei einfacher die Augen zu schliessen. Dann achte ich auf die Düfte, die mich umgeben. Als nächstes beginne ich mir bewusst zu machen, wie sich dieser Ort anfühlt. Sitze ich auf dem Boden? Wie fühlt sich dieser an, eher hart oder Weich? Trocken oder noch ein wenig feucht? Spüre ich Gras unter meinen Füssen? Kann ich mit meinen Händen etwas berühren? Vielleicht lehne ich irgendwo an? Zu guter Letzt, öffne ich die Augen und schaue mich um. Was erkenne ich? Welche Farben und Formen umgeben mich? 

Wenn ich mich mit meiner Umgebung vertraut gemacht habe, dann schliesse ich meine Augen meistens wieder und lasse alle Eindrücke auf mich wirken. Manchmal kommen dann Bilder in mir hoch, oder ich nehme sonst auf eine Art in meinem Inneren etwas wahr. Diese Eindrücke lasse ich einfach geschehen ohne sie zu werten. Wenn ich eine bestimmte Frage habe, die mich beschäftigt, dann stelle ich sie und schaue, ob ich eine Antwort darauf erhalte. 

Es gibt viele Möglichkeiten sich mit der Natur und ihrer Mystik zu verbinden und das ist natürlich nur ein mögliches Beispiel. Eine weitere Möglichkeit sich tief mit der Natur zu verbinden ist das sogenannte Utiseta (nordisch für Draussensitzen). Zwar gehört diese Technik meines Empfindens nach schon viel eher in den schamanischen Bereich, doch die Erfahrungen können auch hier durchaus mystischer Natur sein – je nachdem wie wir unsere Intention setzen. Der Unterschied zwischen mystischem Erleben und einer schamanischen Reise ist der, dass eine schamanische Reise immer mit einem bewussten Ziel und einer bewusst abgehaltenen Reise gemacht wird, während mystisches Erleben durchaus auch ohne Absicht erfolgen kann. Doch wie so oft können auch hier die Grenzen miteinander verschwimmen, schliesslich können uns auch während einer schamanischen Reise zusätzliche Informationen begegnen. Vielleicht kann ich zu einem späteren Zeitpunkt in einem separaten Blogpost noch genauer über die Techniken des Utiseta berichten.

Fürs Erste soll dies einmal reichen. Für welchen Weg du dich auch immer entscheiden magst, ob du dich an eine der beiden vorgestellen Möglchkeiten heranwagst oder eine eigene findest, ich wünsche dir viel Vergnügen und zauberhafte Erfahrungen auf deiner Reise in die Natur.