In diesem Artikel möchte ich dich mitnehmen in die Welt der Schattenarbeit. Für mich ist sie sowohl aus spiritueller, wie auch aus psychologischer Sicht eine wertvolle Begleiterin. Am Ende habe ich meinen Schatten und der Arbeit mit ihnen vor allem eines zu verdanken: das Aufblühen!

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheint, auch wenn sie uns dunkel, furchteinflössen und bedrohlich erscheinen mag, in Wahrheit hilft uns Schattenarbeit freier zu werden, Eigenverantwortung für uns selbst und unser Leben zu übernehmen und schlussendlich zu wachsen. An seinen eigenen Schatten zu arbeiten ist ein lebenslanger Lernprozess, der sich jedoch durchaus lohnt zu durchschreiten.

Schatten: der eigenen Dunkelheit begegnen

In einer spirituellen Welt in der oft von Licht und Liebe gesprochen wird, in der Unangenehmes gerne einfach ausgeschlossen und tief hinten in der Ecke verstaut wird, hat die Schattenarbeit keinen einfachen Stand. Wenn wir dennoch den Mut aufbringen und bereit sind diesen Schatten und dieser eigenen Dunkelheit in uns zu begegnen, eröffnen wir uns einer ganz wunderbaren Möglichkeit des geistigen und mentalen Wachstums und schenken uns selbst grössere Freiheit.
"Wer zugleich seinen Schatten und sein Licht wahrnimmt, sieht sich von zwei Seiten, und damit kommt er in die Mitte." - C.G. Jung

Was sind Schatten und wie entstehen sie?

Unter Schatten werden eigene un- oder teilbewusste Persönlichkeitsanteile (Merkmale, Verhaltensweisen aber auch Gefühle) verstanden, die wir ablehnen, unterdrücken oder teilweise sogar abgespalten haben. Der Begriff wurde hauptsächlich vom schweizer Psychiater C.G. Jung geprägt und gilt bis heute als wichtiger Bestandteil der eigenen Persönlichkeit und deren Entwicklung.

Schattenanteile entstehen aus ganz unterschiedlichen Gründen, man kann allerdings sagen, sie entstehen immer dann, wenn wir für uns schmerzhafte Erfahrungen machen. Das kann zum Beispiel sein, wenn als Kind eine unserer Eigenschaften oder Verhaltensweisen im Umfeld auf Ablehnung stößt. Gerade als Kind lernen wir in der Regel ziemlich rasch, was nicht gerne gesehen wird und wir dafür bestraft oder ausgeschlossen werden.

Wann kann Schattenarbeit wertvoll sein?

Unsere schatten zu integrieren ist deshalb wertvoll, weil es uns erlaubt ein bereicherndes, stimmiges und lebendiges Leben zu führen. Solange diese Schatten unterdrückt bleiben, können wir keine Eigenverantwortung übernehmen. Oft erscheint es uns dann ein wenig, als würden wir fremdbestimmt leben, als wären wir unseren Charaktermerkmalen und Verhaltensweisen (hilflos) ausgeliefert. Im Grunde genonommen haben wir jedoch schlichtweg den Zugang zu dieser Selbstbestimmtheit verloren beziehungsweise unterdrückt.

Deine Schatten erkennen

Nun wissen wir weshalb es wertvoll sein kann seinen Schatten auf die Spur zu kommen. Allerdings stellt sich uns als nächstes die Frage, wie das denn möglich ist. Es ist nicht immer ganz einfach die eigenen Schatten zu erkennen, aus diesem Grund nennt man sie schließlich auch Schatten. Oft sind sie unser blinder Fleck und es ist hilfreich sich ein wenig Unterstützung zu holen, denn eine aussenstehende Person, kann unseren blinden Fleck rascher erkennen und uns spiegeln. Natürlich sollte es jemand sein, dem du dein Vertrauen schenken möchtest, besonders vorteilhaft kann auch jemand professionelles sein, der dich auffangen kann, wenn schwierige Bereiche zum Vorschein kommen. Möchtest du dich allerdings erst einmal selbstständig damit befassen und dich sozusagen als Schatten-Detektiv auf die Suche nach deinen eigenen Schatten machen, dann möchte ich dich zu folgendem inspirieren.

  • Reagierst du auf manche Menschen besonders heftig, oder womöglich sogar irrational? Dann könnte es ein Hinweis auf deine Schatten sein, den sie uns durch ihre Eigenschaften widerspiegeln, was wir selbst zu unterdrücken versuchen.
  • Machst du manche Menschen in deinem Umfeld zu absoluten Stars oder Idolen? Achte nächstes mal darauf, wer das sein könnte, denn oft idealisieren wir Menschen, die Eigenschaften repräsentieren, denen wir (aus falscher Bescheidenheit) abgeschworen haben.
  • Welche Verhaltensweise wiederholst du immer wieder ohne Absicht, ein wenig, als stünden sie nicht in deiner Macht? Oft kann auch das ein Hinweis auf einen Schatten sein, der unverstanden über uns agiert und fast ein wenig das Ruder übernommen hat.

Deine Schatten integrieren

Jetzt haben wir gelernt wie wir unseren Schatten auf die Schliche kommen können Das ist der erste grosse Schritt, nun folgt der zweite, nämlich die erkannten Schatten zu integrieren. Dafür eignet sich Zum Beispiel die 3-2-1Methode nach Ken Wilber ganz hervorragend und wie du die Übung durchführen kannst, erkläre ich dir jetzt. 

Sie dauert nur etwa zehn Minuten und ist in drei Phasen aufgeteilt. Als erstes denkst du an eine Situation und eine Person, zu der du dich entweder besonders stark angezogen oder aber besonders stark abgestossen fühlst.

1. Phase: Sich den Schatten bewusst machen
In der ersten Phase geht es darum dir die Person und die damit verbundene Situation so detailliert und lebendig wie möglich vorzustellen. Verwende dafür die Pronomen der 3ten Person (er, sie, ihr , es). Das was dich stört solltest du nicht herunterspielen oder zu sehr rationalisieren, sondern so intensiv wie möglich versuchen zu beschreiben. Wenn du der Meinung bist, dass dein Schatten nun genug in deinem Bewusstsein ist, gehe über zur zweiten Phase.

2. Phase: Gib ihm ein Gesicht
In der zweiten Phase geht es darum mit deinem Schatten in Kontakt zu treten und das machst du am besten, indem du ihm ein Gesicht gibst. Das kannst du wortwörtlich so machen, wenn du diese Aufgabe zum Beispiel Visuell machen magst und dir so genau wie möglich vorstellen, wie dieser Schatten aussähe, wenn er Form annehmen würde. Hilfreich dabei kann es auch sein, mit den W-Fragen zu arbeiten, also zum Beispiel:

  • Wer bist du?
  • Wo kommst du her?
  • Was möchtest du von mir?
  • Was möchtest du mir sagen?
  • Was für Geschenke hältst du für mich bereit?

Vielleicht fällt dir auf, dass wir in dieser Phase nicht mehr in der dritten Person vom Schatten sprechen, sondern ins DU übergegangen sind. Versuche darin zu verweilen und deinen Schatten direkt anzusprechen. Wie der Schatten mit dir in Kontakt tritt, das haben wir ja im Prinzip schon beantwortet in dem wir ihn uns ins Bewusstsein geholt haben. Aber diese Fragen hier können dir eine weitere Hilfe sein. Dann Und dann erlaube ihm dir zu antworten. Das kann über Symbole sein, über Zeichen, oder ganz direkt über den inneren Dialog. Sei offen für mögliche Überraschungen und ühre den Dialog so lange, bis du zufrieden bist.


3. Phase: Nimm ihn an
In der dritten Phase geht es darum deinen Schatten im Bewusstsein zu integrieren, also ihn anzunehmen. Das tun wir, indem wir in der ersten Person sprechen, also in ICH-Form (ich, mir, mein).
Das könnte folgendermassen aussehen: „Ich akzeptiere_________als Teil von mir oder „________ist meins“. Diese Übung hilft dir dabei zu erkennen, dass diese Sache, die dich so sehr berührt auch in deinem Inneren existiert. Das unterstützt dich die Sache nicht nur intelektuell, sondern auch auf ganzheitliche Weise zu integrieren. Versuche an dieser Stelle möglichst nicht zu werten. Dieser Schatten definiert dich nicht als Person, das ist wichtig zu verstehen, aber mach dir bewusst, dass er als Teil von dir existieren darf.

Ich wünsche dir gutes Gelingen und wunderbare Möglichkeiten des Wachstums beim Üben.