Belastende Gedanken & Gefühle

Im Laufe des Lebens macht jeder Mensch Erfahrungen, die ihm nicht oder mit der Zeit nicht mehr gut tun. Sie hinterlassen seelische Verletzungen aus verschiedensten Gründen. Sei es eine Freundschaft, die zu Bruch geht, ein Job, der uns gekündigt wird, oder weil wir einen geliebten Menschen verlieren. Aus Angst vor dem Schmerz jedoch, fällt es uns manchmal schwer unsere Sorgen loszulassen. Stattdessen verharren wir oft im Schmerz, mit dem wir gelernt haben zu leben, und uns deshalb manchmal weniger schlimm erscheint, als sich etwas Neuem zu öffnen. Tatsache ist allerdings, dass krampfhaft festgehaltener Schmerz uns selbst am meisten schadet, denn er belastet nicht nur unsere Zufriedenheit, sondern hintert uns auch an der Möglichkeiten uns weiterzuentwickeln und nimmt uns schlussendlich auch ein grosses Stück unserer Freiheit.

Wie lernt man richtig loszulassen?

Trotzdem sind die oft gut gemeinten Ratschläge unseres Umfeldes nicht besonders hilfreich. Denn mit einem: "Du musst endlich loslassen", können wir zwar intelektuell etwas anfangen, unsere Gedanken- und Gefühlswelt jedoch erzählt eine andere Geschichte. Wie also macht man das? Loslassen? Um den Prozess des Loslassens zu verstehen, müssen wir erst einmal verstehen lernen, was denn dabei überhaupt passiert.

Loslassen bedeutet nicht, gutzuheissen was passiert ist, sondern zu akzeptieren, was nicht (mehr) geändert werden kann. Ein wichtiges Konzept der Akzeptanz ist zum Beispiel auch das sogenannte Wu-Wei aus dem Daoismus. Auf meinem Blog Ezprit Libre hatte ich dazu einen Artikel geschrieben. Mit dieser Akzeptanz erzielen wir das Verständnis, dass uns etwas widerfahren ist, was nicht unseren Wünschen entspricht. Sei es, weil wir uns in einer uns schädigenden Situation befinden, weil wir uns der Tatsache bewusst werden, dass einer unserer Lebenspläne nicht erfüllt werden kann, oder weil wir lernen müssen mit eigener oder fremder Krankheit umzugehen. Nicht zuletzt weil wir Abschied nehmen müssen von einem lieben Menschen. Doch wie gelangen wir zu dieser Akzeptanz? 

Loslassen ist (d)eine Entscheidung

Nun, die gute Nachricht ist, Loslassen ist erst einmal "reine Kopfsache". Das heisst, wir müssen uns erst mal bewusst werden, dass wir etwas oder jemanden hinter uns lassen möchten. Unsere Gefühle, welche wiederum durch unsere Gedanken entstehen, geben uns dazu die ersten Hinweise, dass uns etwas nicht gut tut und dass eine Veränderung nötig ist. Diese Gefühle können gekoppelt sein mit Gedanken wie:

  • Warum ist mir das widerfahren? 
  • Wieso hat sie mich derart behandelt?
  • Warum ist das Schicksal so ungerecht?
  • Wieso schaffe ich es nicht mich aus dieser Situation zu befreien?
Wenn dir gerade bewusst wird, dass du diese oder ähnliche Gedanken und die damit verbundenen Gefühle immer wieder durchlebst, dann gratuliere ich dir. Du bist nämlich an den Punkt gelangt, an dem dir bewusst wird, dass du nicht mehr so weiterleben möchtest und kannst. Jetzt bist du bereit die Vergangenheit zu akzeptieren, sie nicht mehr schön zu reden und sie festzuhalten.

Mit der Bewusstwerdung ist der erste grosse Schritt getan. In einem zweiten Schritt geht es darum unsere Gefühle zu verstehen und wie sie mit unseren Gedanken zusammenhängen. Wie weiter oben schon erwähnt ist Loslassen oft mit Ängsten verbunden. Wir haben angst etwas zu verlieren und tatsächlich verlieren wir etwas, allerdings etwas, was uns schadet.

Hast du dir schon einmal bewusst gemacht, welche negativen Auswirkungen das Festhalten auf dein Leben hat?

  • Gedankenkreisen und Grübeln
  • Ärger, Wut oder gar Hass
  • Schlafstörungen
  • Selbstablehnung
  • Suchtverhalten
  • Verschiedenste psychosomatische Beschwerden
  • etc.
Führe sie dir vor Augen. Wenn du magst, schreib sie dir auf, damit du auch tatsächlich siehst wie viel Kraft dir das Festhalten raubt, nicht nur im mentalen Sinne, sondern eben auch im physischen. Das hilft dir dabei zu verstehen, dass es ein Irrglabe ist, dass wir mit dem Loslassen etwas Wertvolles verlieren. Sondern, dass wir eben das loslassen was schadet um Platz zu machen für Gutes. 

Wenn es ums Loslassen eines geliebten Menschen geht
Selbst wenn es sich in deinem Fall ums Loslassen eines geliebten Menschen geht, sollte er verstorben sein, so werde dir bewusst, dass dir all die schönen Erinnerungen, all das Erfahrene bleiben wird. Werde dir aber auch bewusst, dass der Schmerz, der das Festhalten verursacht, dir keinen Gefallen tut. Zum Thema Trauern, kann ich dir übrigens auch die Methode 5 Phasen des Trauerns ans Herz legen.

Schaue dir deine Angst an
Gib deiner Angst ein Gesicht. Wie du das schaffst, habe ich in folgendem Artikel schon mal Schritt für Schritt beschrieben: Angstfrei ins Glück

Kannst du dir vorstellen, welche positven Folgen dein Loslassen hätte?
Schreibe dir auch diese auf, wenn du magst. Oder, wenn du deine Gefühle fürs Positive noch etwas intensivieren möchtest, werde kreativ. Zeichne sie auf, kreiere eine Collage oder schreib eine Geschichte, wie dein Alltag mit dieser neu gewonnenen Freiheit und Gesundheit aussehen könnte.

Lass dem Prozess seine Zeit

In manchen Fällen verharren wir so lange in einer für uns ungesunden Situation, dass wir, wenn wir uns dessen erst einmal bewusst werden, am liebsten in einem Satz hinausspringen möchten. Hier müssen wir jedoch vorsichtig sein nicht in die Verdrängung zu fallen. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns Zeit lassen und zwar so viel wie wir dazu brauchen. Schenk dir in der Zeit des Loslassens sehr viel Selbstmitgefühl, sehr viel Geduld und Liebe. Und dann, wie schon erwähnt beginnt das gesunde Losassen mit dem Bewusstwerden und der Akzeptanz. Danach dürfen wir kreative Wege finden, die uns dabei helfen eine neue Zukunft zu formen.

Solltest du während deines Loslass-Prozesses Unterstützung suchen, stehe ich dir gerne zur Verfügung.

Viel Erfolg!